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Der Schachklub Krumbach wird 70. Wie mit Rudolf Laible alles begann und der Schachklub dann in die 2. Bundesliga aufstieg. Artikel aus den Mittelschwäbischen Nachrichten vom 4. Juli 2015 von Rupert Strobl

Wann in Krumbach zum ersten Mal Schach gespielt wurde, weiß wohl niemand. Aber dass dies nicht erst bei der Gründung des Schachklubs im Juli 1945 war, geht aus den Unterlagen der Lokalzeitung hervor. Dort gibt es einen Bericht über ein Simultanspiel an 23 Brettern des Augsburger Schachmeisters Dr. Seitz am 18. April 1931 im nicht mehr bestehenden Café Hager in der Franz-Aletsee-Straße. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges war es dann soweit: Mit Rudolf Laible als erstem Vorsitzenden wurde der „Schachklub 1945 Krumbach“ gegründet. Die Militärregierung erteilte die Erlaubnis. Als weitere Gründungsmitglieder tauchen die Namen Dr. Blasius, Ebner, Faist, Fesenmaier, Gehrke, Kolb, Lenk, Prokopetz, Schindlbeck, Schnäbele und Weiß auf.

Rudolf Laible kam 1941 als Soldat nach Krumbach, wo er seine Frau kennenlernte. Das Schachspielen erlernte er mit 15 Jahren in Pforzheim und spielte dort bis 1939 in der 1. Mannschaft des SF Altstadt-Pforzheim. 1945 widmete er sich dann in der Kammelstadt wieder seinem Hobby und hängte in einem Zigarrengeschäft nahe dem Café Kaiser folgende Annonce aus: „Suche guten Schachspieler“. Somit bekam er Kontakt mit Joachim Gehrke und Karl Schnäbele. Dieses Trio suchte sich das „Weiße Roß“ für ihre Schachabende aus und plante schon bald die Gründung des Schachklubs. Laible zählte über viele Jahre zu den Stützen der ersten Mannschaft und nahm 1964 an der Bayerischen Einzelmeisterschaft in Krumbach teil. Sein Sohn Rudolf erzählt: „Schachspielen war für ihn neben dem Singen im evangelischen Kirchenchor die große Leidenschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1993.

Ein weiteres Urgestein im Krumbacher Schachklub war Georg Keder. Er war als „Eiserner Schorsch“ bekannt und spielte bereits von 1937 bis 1939 im Café Hager Schach. Keder kam über einen Lehrlingsverein in Kaufbeuren in seiner Jugend zum Schachspielen. In seinen Aufzeichnungen schreibt er über seine Anfänge: „Auf Karton zeichnete ich ein Schachbrett und schnitzte mir die Schachfiguren. Die Bauern verwendete ich vom Halmaspiel.“

Als Dreher spezialisiert ging Keder auf Wanderschaft und landete 1924 mit Fahrrad und Rucksack in München. Im selben Jahr trat er dem „Schachklub Kolping“ bei. 1926 errang er die Klubmeisterschaft und wurde zum Vorsitzenden und Spielleiter gewählt. Mit seinem Schachklub trat er dem „Verband Münchner Schachvereine“ bei und beteiligte sich nun erfolgreich an Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften in München. Nebenbei gab er Schachkurse und organisierte Simultanvorstellungen. 1937 kaufte Keder in Krumbach ein Fahrradgeschäft. Ein Jahr später heiratete er. Bereits 1940 musste er sein Geschäft schließen und zur Wehrmacht einrücken. Nach einer Stationierung in Augsburg kam er an die Front nach Finnland. Auf dem Rückmarsch geriet er bei Danzig in russische Gefangenschaft und wurde in das Hauptlager Minsk verfrachtet. Es war die härteste Zeit seines Lebens. In seinen Aufzeichnungen berichtet er: „Das Schachspiel überbrückte viele Stunden der Einsamkeit.

Erst im Dezember 1948 kehrte er nach Krumbach zurück und trat in den Schachklub ein. Er führte ihn, zeitweise fusioniert mit Mindelheim, während seiner 25-jährigen Tätigkeit als Spielleiter und Vorsitzender zum stärksten schwäbischen Klub. Als Schwäbischer Verbandsspielleiter gilt Keder als Vater der heutigen Schwabenliga. Er organisierte viele Turniere in Krumbach, wobei die Bayerischen Meisterschaften 1964 und 1973 besondere Höhepunkte darstellten. Keder spielte jahrelang in der 1. Mannschaft und gewann vier Krumbacher Klubmeisterschaften.

Die „Dienstältesten“ des Schachklubs, der derzeit 50 Mitglieder zählt, sind Erich Malinowski und Lutz Riedel. Sie gehören dem Verein seit 1958 an. Beide spielen noch aktiv bei den Mannschaftsspielen mit. Während Malinowski als Schriftführer fungiert hat Riedel das Amt des Materialwartes inne. Besondere Verdienste für den Aufstieg des Krumbacher Vereins zu einem bedeutenden Schachklub auf bayerischer Ebene kommen Lutz Riedel zu. Zusammen mit seinem bereits verstorbenen Bruder Hartmut, der lange Zeit in der 1. Mannschaft spielte, kam er über ein Jugendturnier zum Verein. 1976 löste er Keder ab und stand dem Schachklub mit kurzen Unterbrechungen 30 Jahre als Vorsitzender vor.

Riedel erzählt: „In den 70er und 80er Jahren war das Krumbacher Gymnasium eine unerschöpfliche Quelle für den Schachklub. Durch Verstärkung des Vereins mit auswärtigen Spielern und dem tschechischen Großmeister Jiri Lechtinskiy gelang der Aufstieg in die Landesliga.“ Um junge Spieler zu fördern wurde im Herbst 1985 das 1. Nationale ELO-Wertungsturnier in Krumbach ausgetragen. Neben dem Krumbacher Lokalmatador Thomas Egger kamen Teilnehmer bis aus Hamburg, Bremen und Berlin angereist.

In den 80er und 90er Jahren spielte der Schachklub Krumbach mit sechs Mannschaften. Der Schachklub wurde 1973, 2008 und 2010 Schwäbischer Mannschaftsmeister und richtete 1964, 1973 und 1981 die Bayerischen Einzelmeisterschaften aus. Krumbach stellte in dieser Zeit auch sieben Schwäbische Einzelmeister.

Das größte Schachereignis, das sich je im Krumbacher Raum abgespielt hat, war das Internationale Normenturnier im Frühjahr 1991. Über 60 Teilnehmer aus zwölf Nationen, davon neun Großmeister und zehn Internationale Meister, spielten in harten Auseinandersetzungen um Punkte, Platzierungen und Normen im Krumbacher Stadtsaal. Ein Gros der Spieler waren russische Meister, die am Ende mit Valery Chekhov, Gregory Serper und Igor Glek die ersten Plätze belegten. Auch vier Krumbacher schlugen sich tapfer gegen die Elitespieler.

Riedel erinnert sich noch gut an die Ausrichtung des Turniers und erzählt: „Es war eine große organisatorische und finanzielle Herausforderung für den Schachklub, der man sich gerne gestellt hatte. Viele internationale Kontakte wurden auf diesem Weg geknüpft. Auch der damalige Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel schaute „unangemeldet“ vorbei. Was Riedel am Schachspiel fasziniert: „Schachspielen verlangt ein hohes Maß an präzisem Denken und fördert die Menschenbildung. Zur Disziplin des Sports gehört Verlieren und Gewinnen“.

Seit 2007 führt Ernst Fischer den Schachklub Krumbach (SKK). Dank der Verstärkung durch FIDE-Meisterin Nadja Jussupow, Ehefrau eines der stärksten Großmeister der Welt, und deren Kinder Katja und Alexander, stieg der Schachklub kurzzeitig in die 2. Bundesliga auf.

Auch heute noch gehört der SKK zu den renommierten Vereinen in Bayern und spielt derzeit mit der 1. Mannschaft in der Regionalliga Süd-West. Als langjähriger Jugendleiter legt Fischer den Schwerpunkt auf die Ausbildung junger Nachwuchsspieler. Er sagt: „Es liegt mir am Herzen, dass sich Jugendliche auf geistiger Ebene auch im Denksport messen. Der SKK beteiligte sich in den letzten Jahren an den Projekttagen der Mittelschule in Krumbach, was von den Schülern und Lehrkräften sehr positiv aufgenommen wurde“.