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Mit wenig Hoffnung fuhren wir nach Baden-Baden, denn mit Ron und Michal fielen gleich zwei wichtige Stammspieler aus - eine Situation, die wir bisher in der 2. Liga noch nie zu verkraften hatten. Auch Baden-Baden trat nicht in Bestbestzung an - aber was heisst das schon bei 8 Titelträgern, die sie dennoch aufboten. Aus der Eröffnungsphase kamen wir zunächst einmal verhältnismäßig gut heraus - zumindest was alle Weißpartien betrifft. 

Marek (Brett 1) hatte schon früh eine Druckstellung aufgebaut und Katja (Brett 7) legte los wie die Feuerwehr und nagelte den gegnerischen König in der Brettmitte fest. Edwin (Brett 3) hatte seine typische "Ich weiß nicht, was ich sonst mit Weiß spielen soll" - Eröffnung aufs Brett gebracht und Rudi (Brett 5) eine Grünfeldindische Variante mit Bauernopfer und Kompensation am Königsflügel dafür.

Und was war mit den Schwarzpartien? Thomas (Brett 2) geriet früh in Entwicklungsrückstand und musste notgedrungen seinen bereits entwickelten Läufer wieder nach f8 zurückziehen - bei noch unrochiertem König. Ich ließ mir in der Eröffnung einen isolierten Doppelbauern auf der c-Linie verpassen, war aber damit gar nicht so unglücklich, denn dafür hatte ich etwas Entwicklungsvorsprung und die Besetzung des starken Feldes d4 in Aussicht. In meinen Augen war die Position ausgeglichen. Franz (Brett 6) kam ebenfalls ausgeglichen aus dem Eröffnungsduell heraus und Christian (Brett 8) hatte einen typischen Franzosen auf dem Brett. Allerdings gefällt mir diese Vorstossvariante mit Schwarz nicht besonders, wenn man mit c4 am Damenflügel dicht macht. Ich habe schon etliche Partien von uns gesehen, bei denen dann Weiß am Königsflügel vorgeht und dort die Initiative ergreift, ohne dass Schwarz am Damenflügel nennenswertes Gegenspiel organisieren kann.

Soweit zur Stellungseinschätzung und nun zum Wettkampfverlauf: Da gabs zubächst einmal einen Knall am 3. Brett: Edwin ließ sich mit einem doppelten Bauernopfer überrumpeln und musste sofort die Segel streichen. Matt oder Figurenverlust mit hoffnungsloser Stellung lohnte sich nicht mehr zum Weiterspielen. Die etwas seltsam anmutende Eröffnungsbehandlung seines Gegners war wohl durchdacht und offenbar auch vorbereitet. Kurz darauf willigte Rudi in eine Zugwiederholung ein. Thomas musste, um nicht am Damenflügel chancenlos unterzugehen, eine Figur opfern und konnte sich einige Schwindelchancen erarbeiten, aber objektiv betrachtet war hier die nächste Niederlage zu erwarten. Marek und Katja standen nach wie vor gut und hatten kräftige Initiative. Marek konnte seine positionellen Vorteile in ein Endspiel mit Läuferpaar und besserer Bauernstruktur umwandeln und hier lag ein Punkt für uns in der Luft. Wenn also die Schwarzpartien einigermaßen halten würden, wäre vielleicht sogar was drin.

Dazu kam noch, dass sich der Gegner von Thomas im Endspiel verkalkulierte. Thomas hatte die Figur irgendwie wieder zurückerobert, vielleicht hat sie sein Gegner in der irrigen Annahme, seinen a-Bauern dann durchschieben zu können, zurückgeopfert. Wie dem auch sei, es ging plötzlich nicht mehr weiter und ein unerwartetes Remis war die Folge. An Brett 8 musste allerdings Christian seinen Problembauern auf e6 ohne Kompensation hergeben und diesen Vorteil zog sein FM-Gegner im Endspiel durch. Beim Stande von 1 - 3 mussten daher die beiden anderen Schwarzpartien halten und die Vorteile von Marek und Katja in Siege umgemünzt werden. Leider gelang nur eines von beiden und das war eigentlich unnötig und ist am besten mit fehlender Cleverness zu bezeichnen. Zuerst überschätzte Franz(i) seine Chancen - einfach den sicheren Ausgleich zu wahren, war im nicht genug und er wurde unnötigerweise aktiv. Ein übersehener, jedoch einfacher Verteidigungszug warf ihn samt Bauernverlust zurück. Ich hatte mittlerweile den gegnerischen König in eine unangenehme Fesselung gezwungen, allerdings war die Stellung trotzdem in etwa ausgeglichen, denn am Damenflügel waren meine positionellen Nachteile unübersehbar.

In objektiv ausgeglichener Stellung und gegnerischer Zeitnot riskierte ich dann zu viel und unterschätzte die gegnerischen Chancen völlig. Nachdem ich beim Übergang ins Endspiel auch noch die Remisvariante mit Bauerngewinn, aber gegnerischen Dauerschach zwar sah, aber aus mir jetzt noch unerklärlichen Gründen nicht spielte, geriet ich in ein Endspiel mit Mehrbauer, das aber trotzdem ziemlich hoffnungslos war. Das behandelte ich dann auch noch maximal schlecht und sorgte damit unfreiwillig für die endgültige Entscheidung. Die Siege von Katja, den ich in der Endphase nicht mehr richtig mitbekam und der erwartete Endspielsieg von Marek nach langem und zähem Ringen polierte das Ergebnis noch etwas auf.

Insgesamt ging der Sieg für Baden-Baden in Ordnung, denn bei beiseitig optimalen Ausnutzen der Stellungen wäre eine knappe Niederlage das korrekte Ergebnis gewesen, doch wie schon im letzten Jahr konnten wir die Nachlässigkeiten unseres elomäßig haushoch überlegenen Gegners nicht nutzen - die Chancen dazu waren wieder da.

 

      DWZ ELO       DWZ ELO
Brett   OSG Baden Baden II 2337 2374 5 - 3   SK Krumbach I 2164 2218
1 2 IM Heimann Andreas 2463 2469 0 - 1 1 GM Vokac Marek 2433 2458
2 3 IM Mutschnik Illya 2407 2441 ½ - ½ 3 FM Egger Thomas 2157 2216
3 4 IM Strohäker Raoul 2408 2444 1 - 0 4 Riefner Edwin 2194 2233
4 6 FM Dinger Florian 2343 3265 1 - 0 6 Traßl Franz 2150 2205
5 7 FM Schwarz Michael 2300 2378 ½ - ½ 7 Wild Rudolf 2140 2226
6 8 IM Kachiani-Gersinka 2289 2314 1 - 0 8 Sirch Franz 2119 2185
7 9 IM Reefschläger Dr. H. 2220 2302 0 - 1 9 wFM Jussupow Katja 2137 2174
8 12 FM Heinz Timothee 2263 2281 1 - 0 13 Fuchs Christian 1980 2046

 

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