Nach unserem Auftaktsieg fuhren wir selbstbewusst nach Baden-Baden und rechneten uns durchaus Aussenseiterchancen gegen den letztjährigen Südgruppenmeister aus. Allerdings hatten wir mit dem Ausfall von Ronald Kempter (Brett 3) eine bittere Pille zu schlucken und auch die Hoffnung, dass uns Baden-Baden vielleicht nicht allzu ernst nehmen würde, erfüllte sich nicht, denn die traten mit ihrer Stammacht auf; das bedeutete wir hatten es mit einem Großmeister, 6 Internationalen Meistern und einem Fidemeister zu tun.
Die Eröffnungsphase, manchmal unsere große Schwäche, verlief für uns blendend. Ernst, als Ersatzmann für Ronald kurzfristig eingesprungen, kam gegen den erfahrenen IM Reefschläger mit völligem Ausgleich aus der Eröffnung heraus. Thomas (Brett 4) überraschte seinen konsternierten Gegner mit einem feinen Verteidigungszug, so dass diesem nichts anderes übrigblieb, als eine Figur zu opfern und anschließend Dauerschach zu geben. Marek (Brett 2) erhielt von seinem Gegner bereits nach 13 Zügen ein Remisangebot. Obwohl noch einige Tage zuvor alle Bundesliga- und Zweitligateams darauf hingewiesen wurden, dass ab sofort Remisangebote vor dem 20. Zug mit Partieverlust und 300 Euro Geldstrafe geahndet werden und ich beim Schiedsrichter den Vorgang auch monierte, ließ dieser das Remisangebot gelten. Egal ob die Regelung nun sinnvoll ist oder nicht, halte ich es für bedenklich, wenn auf diese Weise Bestimmungen des DSB einfach ignoriert werden können. Das gleiche gilt übrigens für die Spielbedingungen, die keinenfalls den Bestimmungen der Turnierordnung des DSB entsprachen. Sei`s drum, Marek nahm das Remisangebot an und wir hatten bereits zwei Schwarzremisen auf unserer Habenseite.
An den hinteren Brettern sah es direkt gut für uns aus. Meine Gegnerin, schon seit Jahren feste Größe in der Frauennationalmannschaft, reagierte auf meine etwas dubiose Eröffnungsbehandlung völlig falsch. Anstatt den leichten positionellen Vorteil kontinuierlich auszubauen, wollte sie meine Stellung im Sturm erobern und verkalkulierte sich bei einem Damenopfer total. Allerdings war sie dazu fast schon gezwungen, denn die Alternative war Figurenverlust ohne irgendein Gegenspiel. Mit Turm gegen Dame und einigen Drohungen, die in Zeitnot durchaus gefährlich werden konnten, musste ich noch einige genaue Züge finden, um den Sack zuzumachen. Auch bei Uli (Brett 7) sah es hervorragend aus; sein Gegner hatte schon im frühen Mittelspiel eine Figur gegen zwei Bauern geopfert, die dabei entstandene Stellung jedoch falsch eingeschätzt. Bis kurz vor der 1. Zeitkontrolle baute Uli seinen Vorteil gewinnverdächtig aus, griff dann aber leider völlig fehl. Schade, denn hier kippte meines Erachtens der Wettkampf, den wir durchaus hätten gewinnen können. Auch bei Ernst sah es nämlich mittlerweile nicht mehr so gut aus; in einer total geschlossenen Stellung, in der er die einzige halboffene Linie beherrschte, stellte er einen wichtigen Bauern ein und konnte anschließend den Gegenangriff nicht mehr abwehren. Damit war die Entscheidung zugunsten der Gastgeber gefallen, denn aus unseren drei Weißpartien waren keine Gewinnmöglichkeiten mehr zu erkennen.
Edwin (Brett 3) blockte in bekannter Manier alle Gewinnversuche seines Gegners ab und steuerte sicher in den Remishafen. Alexei (Brett 1) zauberte im Großmeisterduell gegen den 2630-ELO-Mann Krasenkow eine wilde Eröffnungsvariante aufs Brett, kam dabei aber nicht unbedingt vorteilhaft raus. Immerhin hatte er im Endspiel mit zeitweise Zweibauernrückstand genug Gegenspiel und Mattdrohungen, um den Materialnachteil wieder auszugleichen; die logische Folge war ein weiteres Remis. Katja (Brett 5) legte ihre Partie schon früh auf Remis an und eigentlich hätte die logische Folge auch hier ein Remis bedeuten sollen. Doch irgendwie spielte sie das Endspiel nicht optimal und so musste sie sich nach 5 Stunden Spielzeit geschlagen geben.
Fazit: Wir haben auch in der 2. Runde voll überzeugt und mit etwas Glück wäre zumindest eine Punkteteilung drin gewesen, doch letztendlich gab die 150 ELO-Punkte-Differenz (im Mannschaftsdurchschnitt!) doch den Ausschlag zugunsten Baden-Badens.
DWZ | ELO | DWZ | ELO | ||||||
Brett | OSG Baden Baden II | 2388 | 2420 | 5 - 3 | SK Krumbach I | 2197 | 2276 | ||
1 | 1 | GM Krasenkow Michael | 2654 | 2651 | ½ - ½ | 1 | GM Barsov Alexei | 2457 | 2511 |
2 | 2 | IM Mutschnik Illya | 2403 | 2439 | ½ - ½ | 2 | GM Vokac Marek | 2447 | 2466 |
3 | 3 | IM Strohhaeker Raoul | 2387 | 2443 | ½ - ½ | 4 | Riefner Edwin | 2216 | 2248 |
4 | 4 | IM Netzer Jean | 2381 | 2393 | ½ - ½ | 5 | FM Egger Thomas | 2156 | 2216 |
5 | 5 | FM Dinger Florian | 2343 | 2359 | 1 - 0 | 6 | Jussupow Ekatarina | 2191 | 2179 |
6 | 6 | IM Schwarz Michael | 2358 | 2415 | 1 - 0 | 7 | Link Dr. Ulrich | 2134 | 2128 |
7 | 7 | IM Kachiani-Gersinska Ketino | 2296 | 2349 | 0 - 1 | 8 | Traßl Franz | 2115 | 2182 |
8 | 8 | IM Reefschläger Helmut | 2278 | 2313 | 1 - 0 | 15 | Fischer Ernst | 1856 |