Starke Spreizung der Krumbacher und schwäbischen Akteure bei Arberopen und Bayerischer EM in Bayerisch Eisenstein. Vitus und ich waren die Loser, Eugen und Alex waren gut, Uli Kapfer und Wolfgang Kolb die positiven Überraschungen und Nadja überragend. Es hat ne Weile gedauert, bis ich mich zu dem Artikel durchringen konnte (ganz ungewöhnlich für mich, der ich sonst doch so gerne redaktionell arbeite), aber -50 DWZ und v.a. die damit verbundene Schachdemenz müssen auch erst mal verdaut werden.
1. Runde, oder wie ich fast mein erstes IM Remis geholt hätte
Eugen verliert gegen einen starken Gegner erwartungsgemäß – das Los der Startrunden.Nadja schlägt Vitus, Alex remisiert gegen Uli Kapfer und so geht das Duell Krumbach vs. Dillingen mit 1,5 - 0,5 an uns. Ich selber habe mit IM Ivan Hausner einen knuffigen und unglaublich sympathischen Titelträger vor der Brust und verteidige mich mit Schwarz offensichtlich sehr gut. Während der gesamten Partie fühlte ich mich auch gut. Schlußendlich gelang es mir im Endspiel L+L+4B gegen L+S+4B aber nicht das Damenbauernpärchen zu tauschen und nach 60 Zügen wars dann verloren. Ivan zeigte mir dann, wie es im 40sten Zug ganz einfach möglich war, per MiniKombi eben diesen remisbringenden Tausch zu forcieren. Schade aber so muss mein IM Erfolgserlebnis halt noch warten. Immerhin bekam ich ein Exemplar der seit 106 Jahren(!) monatlich ununterbrochen (!) erscheinenden tschechischslovakischen Schachzeitschrift ceskosklovensky Sach geschenkt, welches Ivan seit Jahrzehnten herausgibt. Dank des hübschen Mädels (mein Tschechisch ist zu schlecht um rauszufinden wer die Schachschönheit ist) auf der Titelseite war dieses Geschenk ein guter Trostspender.
2. Runde, oder wie es aus Vitus Getriebe schon Knarzgeräusche zu hören gibt
Nadja legt ein Kampfremis gegen Thomas Lentroth hin, während Alex mit einem problemlosen Sieg seinen holprigen Auftakt vergessen macht. Ich selber brauchte nur 14 Züge für einen leichten Sieg und Eugen kommt mit einem Remis gegen leicht stärkere Gegnerschaft ins Turnier hinein. Das Vereinsduell zwischen Vitus und Uli endet remis und lässt schon erahnen, dass Vitus weit weg von seiner Bestform ist. Eugen, Sandra und ich waren am Vormittag per Gondel auf dem Namensstifter des Opens und gerieten in die völlig überbevölkerte Bergmesse auf dem Gipfel des Großen Arber. Abends gings dann mit Nadine und Jürgen leckerst essen nach Zwiesel, wo auch die Transexuell Gloria Gay ein gut laufendendes Cafe betreibt.
3. Runde, oder wie Nadja zur Killerqueen avanciert
Vitus kann vor lauter Geknarze überhaupt nicht mehr denken und findet sich mit 0,5 aus 3 am Tabellenende wieder, während sein Vereinskamerad Uli Kapfer mit seinem dritten Remis schon einen Punkt mehr auf dem Konto hat und sich so klamm heimlich fürs 4 Brett der Oberliga bewirbt. Killerqueen Nadja und Endspielfuchs Alex gewinnen beide und spielen ganz vorne mit. Ein weiteres schwäbisches Highlight liefert Wolfgang Kolb, der wie Nadja und Alex mit 2,5 aus 3 ganz weit vorne liegt. Eugen erbeisst sein nächstes Remis, während ich furchtbar spiele und gegen einen – formulieren wir es mal freundlich - sonderbaren jungen Mann – chancenlos verliere.
4. Runde, als drei Mittelschwaben an den ersten drei Brettern spielten
Unsere beiden Unerschrockenen sind nunmehr ganz vorne: Alex spielt gegen Thomas „Rich“ Reich, den einzigen Spieler mit 3 aus 3 an Brett 1, Nadja am Nachbarbrett gegen Roland Schmid. Mit Wolfgang Kolb komplettiert die bisherige Turnierüberraschung schlechthin das Mittelschwabentrio an den ersten drei Brettern. Punkten, wenn auch nur halb konnte dann nur Wolfgang, während Nadja und Alex ihre Meister finden. Vitus siegt erstmals, während Uli Kapfer zum vierten mal remisiert und neben Wolfgang für Furore sorgt. Im Open kommt es an den ersten drei Brettern zum Treffen der Weißwestenträger und einzig IM Christoph Renner holt den vollen Punkt, nach einem harten Fight gegen GM Rausis. Ich selber gewinne problemlos gegen den Turniersenior Ludwig Wawrinsky, während Eugen eine schwere Partie schlußendlich verloren geben muss.
5. Runde, bis zu der bei mir noch alles normal war
Das Mittelschwabenduell bei der Bayerischen ging an Nadja, die Wolfgang sein erste (!) Turnierniederlage beibrachte. Selbiges geschah Uli. Vitus siegte erneut und beschreitet weiterhin den Weg zurück ins Turnier. Wie Vitus mit dem widrigen Turnierbeginn mental umgegangen ist verdient ohnehin höchste Anerkennung. Spaß behalten, nicht lamentieren und an die eigenen Fähigkeiten glauben, diese Einstellung in sportlich unbefriedigen Zeiten ist vorbildlich! Weder der ausbleibende tschechische Zug, noch das daraus resultierende verschwitzt-verspätetes Ankommen zur Runde konnte ihn diesmal aufhalten. Alex stand mehrfach schüttelnden Kopfes vor der Halle, dabei erwies sich sein Figureneinsteller in der Analyse als Positionsschach reinsten Wassers: Wenn eine Figur – hier ein Springer – schlecht steht, dann kann man ihn offenischtilich auch aktiv (Hineinlaufen des Königs in die Gabel) einstellen. Das Endspiel mit T+B+B gegen T+S+B+B war dann nämlich wirklich Remis. Eugen war nahe dran, ließ sich aber endlich doch den Schneid abkaufen, während Gabi Renner und ich im Kollegenduell nach wechselseitig gefühlt mangelhaften Zügen einträchtig in den Remishafen segelten.
6. Runde, als Nadja am Spitzenbrett gegen Rich antrat
Nadja am Spitzenbrett mit halben Punkt gegen Rich, der erstmals überhaupt was abgibt und bereits einen ganzen Zähler vorne liegt. Eugen holt souverän seinen ersten Sieg, während Alex und ich und auch Vitus voll in die Sch… greifen und aufgrund sinnfreier Züge sinnlos verlieren. Nachdem Schachtherapeuthin Nadja dankenswerterweise vor Ort bei mir die akute Erstversorgung durchgeführt hatte, vertrauen Vitus, Eugen und ich uns im weiteren Verlauf des Abends sicherheitshalber auch noch Dr. Williams Birne an. Wolfgang klammert ein wertvolles Remis ab, während Uli weiterhin alle verblüfft und seinen ersten vollen Punkt einfährt. Brett drei im Dillinger Oberligateam wäre eine Option. Im Open reüssiert Christoph Renner gegen unmittelbare Konkurrenz bereits zum zweiten Mal und verschafft sich an der Tabellenspitze ein halbpünktiges Püfferchen. Ansonsten gab es im Open einen Handyklingelverlust zu verzeichnen. Zwischenstand der Krumbacher nach 2/3 des Turniers: Nadja 3,5, Alex 3, Jörg 2,5, Eugen 2.
7. Runde, in der Christoph Renner noch gnadenlos durchzieht
Christoph Renner schlägt auch GM Hoffmann und nimmt den Opentitel ins Visier. Eugen siegt und überholt mich im Klassement, da ich erneut verliere. Es läuft nicht bei mir. Ich verkrampfe, will unbedingt auf Sieg spielen, nur weil der Gegner weniger DWZ hat und verstosse gegen alle Grundregeln des Schachs. Alex punktet voll, Nadja halb. Am Nachmittag gabs für Eugen noch einen langen Lauf inklusive Arber, für mich eine 9 Kilometerrunde inklusive Schwellhäusel und abends ziehen wir uns noch den Bundesligaauftakt BVB gegen Werder rein.
8. Runde, oder wie ich meinen Tiefpunkt erreiche
Der Tiefpunkt ist erreicht, denn ich verliere mit Weiß in 24 Zügen gegen einen 11 jährigen Tschechen, weil ich mich taktisch komplett verkalkuliere. Leider gelingt mir die innerliche Befreiung nicht so gut wie Vitus. Gleich schlimm ergeht es heute Eugen. Viel besser machen es Nadja (Sieg gegen Thomas Lochte) und Alex (Sieg gegen Roland Schmid), Wolfgang und Uli verlieren ebenfalls, Vitus remisiert. Als Meister steht Rich nun fest, während es im Open sehr spannend wird. 6 Spieler mit 6 Punkten und einer mit 6,5.
9. Runde, oder wie Nadja und Alex sportliche Fairness beweisen
Ein Sieg in Runde 9 reicht Nadja ganz sicher zum zweiten Platz bei der Bayerischen und zur Qualifikation zur Deutschen. Vor der Runde, höre ich schon Stimmen im Spielsaal, die Turnierleitung hätte doch auf so was achten müssen und nicht ausgerechnet das Jussupowsche Familienduell losen sollen. Diese Tuschler kennen offensichtilch die stets absolut integre Einstellung der beiden nicht und wundern sich sogar noch über das Remis. Nadja wird damit von FM Jens-Uwe Pohl-Kümmel auf Rang drei verdrängt. Ich spiele erneut völlig verkrampft, stehe auf Verlust und kann nur froh sein, dass mein ältlicher Gegner nach 4 Stunden patzt und mich ins Remis entschlüpfen tlässt. Auch Eugen verliert, kann aber mit 3 Punkten absolut zufrieden sein, während meine 3 Punkte einer Bankrotterklärung nahekommen und mich für Brett 10 der Krumbacher Kreisklassenmannschaft ins Gespräch bringen. Im Open setzt sich am Ende GM Volodin durch, der unter den Aspiranten im Schlußdrittel des Turniers am Widerstandsfähigsten bleibt. Christoph wird Zweiter.
Aus Krumbacher Sicht sagen die DWZ Resultate alles aus: Nadja mit +66 sensationell. Ob es für die Deutsche reicht, hängt davon ab ob beide vor ihr platzierten auch wirklich antreten werden. Alex (+14) und Eugen (+10) voll im Soll und ich, mit -50 ohne Worte. Leider hat der Schachbund in meinem Fall nicht den Spielernamen Amadeus ausgewertet, wie er auf meiner Kurkarte stand (siehe anschließende Photos) Vitus gehts wie mir, während Uli Kapfer ein tolles Turnier spielt und mit DWZ > 1800 jedenfalls erster Ersatzmann für Dillingens Erste sein sollte. Wolfgang Kolb mit 50% verdient phantastische 47 DWZ dazu.
Hier entlang zu den Endständen der Bayerischen und des 1. Internationalen Arberopens. Außerdem gibts hier noch ein paar Bilder: