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Das Team vom SC Türkheim Wörishofen ging nach zwei Pleiten de facto in  Bestbesetzung an den Start und das mussten sie auch, wenn der Klassenerhalt das Ziel sein sollte. Wir traten erstmals nicht mit der Stammacht an, hatten aber mit Josef einen Bombenersatz für Faxe (mit der Ersten gegen Baden Baden). Bei frühlingshaften Temperaturen und bestem Bergpanorama und unterstützt von einem unerschöpflichen Angebot diverser sehr gesunder Kneipptees hieß es dann Hirnlappen hoch und los.

Eine Leichtfigurentauschserie sorgte an Brett 7 schnell zu einer verrammelten und relativ perspektivlosen Stellung und schließlich zu einer baldigen Punkteteilung. Ob und wieviel diese Wert sein würde war zu diesem Zeitpunkt reine Spekulation. Zumindest blieb mir für Wettkampfbeobachtung, -analyse und -prognose ausreichend Zeit. Und ich sag euch, in den Stunden bis zum Ende dieser Maximalschlacht durchlebte ich eine konfuse Mixtour aus haderndem zweifeln, wirrem hoffen und verblüfftem staunen, denn der Wettkampf lieferte alles, vor allem Überraschungen.

Nach 2,5 Stunden: Nadja, Lutz und Rainer, wobei letztere beiden schon ins Hintertreffen zu kommen schienen, standen noch einigermaßen ok. Albert musste sich schon verzweifelte Gedanken über das Überleben seines Wackelspringers  auf d4 machen und auch bei Alex waren einflussreiche gegnerische Läufer zu bedenken. Josef spielte nach vorne mit Zielpunkt weißer unrochierter Zentralkönig. Bei Uli blickte ich zwar nicht durch die Stellung, erkannte aber einen selbstbewussten Uli, der seinerseits die Position zu verstehen schien. Letztlich traute ich dieser indirekten Einschätzung und beschloss: Uli steht gut. In Summe sah es nicht gut aus.

Nach 3,5 Stunden: Einen Mehrbauern und starke Initiative erwirkte der Sprengungszug g4 und fortan stand Josef auf Gewinn und trieb sein Zentralbauernpärchen auf e6 und d6. Albert hielt noch immer zusammen was zusammen zu halten war, kam aber positionell und materiell immer tiefer in den Schlamassel, ähnlich wie Alex, der zumindest D+T+4B gegen D+L+S+2B rettete. Rainers Königsflügel kam immer schwerer unter Beschuss und bei Lutz hing ein Materialungleichgewicht von T vs. 3 Bauern in der Luft. Hoffnungsschimmer auf Brett 1, wo sich die taktisch-tektonischen Spannungen durch einen Zentrumsabtausch entluden in dessen Folge Nadja einen gesunden Plusbauer bilanzierte. Es sah einfach noch immer schlecht aus, zumal abgesehen von Alex und Uli alle Kammelstädter unter latenter bis akuter Zeitnot agierten. Wo also sollten ausreichend Punkte herkommen?  Naja zumindest der bekömmliche Tee war umsonst und das Kaiserwetter faszinierend. 

Um die volle vierte Stunde kippte so einiges in unsere Richtung und ließ mich erstmals  hoffen. Rainer überlebte den Königsangriff, mehr noch, sein Gegner opferte ziemlich unmotiviert einen satten Turm. Außerdem hatte Rainer in the meantime gefährliches Bauernspiel am Damenflügel kultiviert. Die Partie gehört doch jetzt uns, oder? Josefs Gegner musste den Springer für einen der Freibauern geben und tauschte außerdem noch die Türme. Das sah prima aus. Alex aktivierte seine Schwerfiguren und setzte so peu à peu seine Bauern in Bewegung - hier geht noch was. Lutz hatte 4 Bauern für den Turm und eine komplizierte Stellung voller tänzelnder Leichtfiguren. Hier schien es leider so, als ob die Mehrbauern nicht zu verteidigen sein würden. Uli musste unvermittelt die Quali geben und ich fragte mich, ob er immer noch gut stünde oder nicht, bzw. ob er  überhaupt gut gestanden hatte, oder nicht. Ich blickte definitiv immer noch nicht durch und beschloss abermals, dass ich mich um Uli nicht sorgen müsse; er weiß schon was er  tut! Nadja remisierte. Nach 4 Stunden steht‘s also erst 1 - 1 und ich hatte kein Gefühl dafür, wie viele Punkte für uns noch drin sein würden. Alles sehr konfus und wechselhaft. Was ich empfand war wirres hoffen, hoffen auf 3 weiter Punkte; keine Ahnung wie. Irgendwie halt.

 

Alberts Bretthälfte sendete immer schwächere Vitalwerte und kurz nach der Zeitnotphase wars dann vorbei. Es war von Anfang an nicht Alberts Tag. Gleiches bei Lutz, der die Stellung einfach nicht mehr kitten konnte. Immerhin zögerten beide ihre Niederlagen so lange wie möglich raus. Jetzt lagen wir allerdings 3 - 1 hinten, quasi aber nur 3 – 2, da Josefs Stellung keine Zweifel ließ … oder etwa doch?

Nach 5 Stunden hing es also an den Partien von Alex und Uli (jeweils schwer einzuschätzen) und Rainer (Nervenflattern?). Moment, Alex macht Remis: 3,5 - 1,5. Damit konnte man die längste Zeit nicht rechnen, zumindest ich nicht! Uff! Damit brauchen wir für ein 4 - 4 bei Uli + Rainer noch 1,5 Punkte sofern Josef sich nicht mehr auf Irrwege bringen lässt. Ok 1,5 Punkte bei Rainer und Uli: Rainer hat nen ganzen Turm mehr und einen unaufhaltsamen b-Bauern. Ja! Rainer verscheucht die Gespenster endgültig vom Brett und aus seinen Gedanken. Sein Zug b2 löst akute  Geburtswehen einer zweiten schwarzen Dame aus, die überdies auch noch mit Grundreihenschach einziehen würde. Aufgabe Sieg, Shake Hands und Schulterklopfen für Rainer und das erfolgreiche Ende einer Achterbahnfahrt: Einmal Hölle und Zurück! Dieser Sieg war ebenso unerwartet wie wichtig und brachte uns auf 3,5 – 2,5 heran. Und Josef … leider hat es unseren Kämpen an Brett 8 dann doch noch erwischt. Falscher Plan im Endspiel und der Gegner setzt sich vergnügt in die Remisschaukel. Schade, denn Josef hatte wirklich ne klasse Partie hingelegt. Aber diese halbe Punkt war wichtig, denn ein Mannschaftsremis war noch drin, wenn Uli gewinnt. Und hatte ich nicht von Anfang an auf Ulis Stellungsbewertung, sein Selbstbewusstsein und sein schachliches Können gesetzt? Und beim Endspiel S+4B versus T+B und nach fast 6 Stunden war auf Uli Verlass. 10 Minuten vor der Maximalspielzeit zog Uli zum Sieg und sicherte uns ein wichtiges, ein sehr wichtiges 4 – 4, mit dem wir mehr als zufrieden sein können, denn die längste Zeit sah es nach einer Niederlage aus. Das Team hat wiedermal toll gekämpft und zwar bis zum Schluß und hat in der Zeitnotphase mehr gewonnen als verloren! Nach einem Drittel der Saison stehen wir mit 50% ausichtsreich da. Auch wenn die starken Gegner erst noch kommen ist jetzt schon deutlich,  dass wir uns in der Regionalliga behaupten können, wenn wir weiterhin unsere Haut so teuer verkaufen.

 

      DWZ ELO       DWZ ELO
Brett   SC Türkheim BW I 2011 2113 4 - 4   SK Krumbach II 1998 2086
1 3 Rogobete Nikolas 2170 2269 ½ - ½ 1 wFM Jussupow Nadja 2084 2143
2 4 Antemia Paul 2080   ½ - ½ 2 Jussupow Alexander 2105 2112
3 5 Fischer Dr. Manfred 2129 2180 1 - 0 3 Lutz Albert 2089 2175
4 7 Grönegreß Wilfried 1994 2150 0 - 1 4 Link Dr. Ulrich 2086 2101
5 8 Tudosa Daniel 1970   1 - 0 5 Riedel Lutz 1980 2126
6 9 Lux Werner 1997 2002 0 - 1 7 Maurer Rainer 1960 2044
7 13 Zellweger Wilfried 1956 2125 ½ - ½ 8 Wiendieck Jörg 1801 1961
8 15 Sakowski Christian 1789 1936 ½ - ½ 11 Gulde Josef 1881 2026

 

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