Drucken

Mit diesem einen Bonmot möchte ich es für die Schilderung der Startrunde der Regionalliga Süd West bewenden lassen, auch wenn der Gegner und Gastgeber namentlich aller beste Bedingungen für weiteren Wortwitz böte. Das Duell der beiden ambitionierten Aufsteiger präsentierte sich als 5-Stundenfight, in den beide Klubs  ihre Stammacht entsandt hatten. Angepfiffen wurde am 10.10.10 exakt um 10.10 – herzlichen Dank an Nadja und Alex cool. Dass bei diesem Datum aus der Kirche nebenan hie und da die Hochzeitsglocken zu hören waren versteht sich von selbst. Kaiserwetter gab‘s obendrein.

Die Vormittagsstunden ließen zunächst nur folgende vage Tendenzen erkennen: Nadjas Figurenopfer brachte 3 Bauern und sehr verheißungsvolle Optionen ein, Albert lehnte Remis ab, auch wenn die Stellung bereits sehr verflacht war, Uli stand komisch, passiv und defensiv und ich selber lief chronischen Entwicklungsdefiziten hinterher. Der Rest unklar.

Definitive Entscheidungen fielen erst um die vierte Stunde, das allerdings im Minutentakt. Uli hatte eine gute Gelegenheit seine Figurenstellung zu entkrampfen übersehen. Ein Figurentausch gegen drei Bauern wäre der Ausweg gewesen, aber das nötige Tb8 kam nicht aufs Brett, so dass die schwarze Position schließlich kollabierte. Alberts  erwartetem Remis an Brett drei, folgte ein überraschendes an Brett 8. Mir wurde zwischenzeitlich kompensationslos eine Quali abgespielt. In den letzten 20 Partieminuten schaffte ich es jedoch a) die Zeitnot auf das gegnerische Ziffernblatt zu verlagern und b) meine Leichtfiguren zu aktivieren, was c) zum Tausch eines wichtigen gegnerischen Zentral- gegen einen unbedeutenden eigenen Randbauern geführt hätte. Damit war die Partie wieder im Lot, mein Gegner von der vertanen Chance aufgerieben und ich nach 4 stündigem Dauerdruck von seiner Remisofferte überzeugt.

Und die Zeitnot blieb einer, wenn nicht der entscheidende Faktor dieses Wettkampfs - unter anderem am Spitzenbrett. Nadja, seit geraumer Zeit unter dem Stress des dauerhaften Zeitmangels bei offener Stellung, hatte mittlerweile die Püppchen reduziert auf T+T+4B auf ihrer gegen T+S+L+2B auf des Gegners Seite. Den Schalter von berechtigter Siegesambition auf notwendige Punktteilung umzulegen gelang ihr nicht mehr und so starb ihr König um den 40sten Zug im Kugelhagel. Alle(!) gegnerischen Figuren trugen zum Mattbild bei. Krumbacher Drama auch an Brett 5, ebenfalls unter akuter Zeitnot und ebenfalls im letzten nötigen Zug. Lutz schaffte zwar die Zeitvorgabe noch, stellte aber just im selben Moment den Springer ein. Seine Position erschien allerdings schon zuvor anrüchig. Auch wenn die Partie noch fortgesetzt wurde, war das Resultat eigentlich schon klar. Immerhin liefert das dritte Kapitel des Buches Zeitnot ein happy end. Faxe (90 Sekunden für 10 Züge) hatte in einer für Beobachter undurchsichtigen, offenen und mit beidseitigen Drohungen gespickten Stellung den besten Durchblick. Unser Mann aus dem Seniorenheim führte seine Figuren so sicher und schnell durch den Varientendschungel, wie dereinst Capitan Fernando Magellan seine fünfschiffige Flotte bei schwerer See durch die gleichnamige Straße. Allerdings: Magellan starb vor Beendigung der Reise (übrigens die erste Weltumseglung), Faxe aber setzte Matt. Nachdem schließlich Lutz aufgegeben hatte stand es 4 – 2 für Haar und bei Alex war im Springerendspiel definitiv kein Gewinn mehr möglich. Somit war der Wettkampf verloren, Rainers Partie hingegen war gewonnen, wenn auch nicht trivial. Rainer verzichtete auf ein bequemes Remis, setzte sich stattdessen noch mal für eineinhalb Stunden auf seinen Hosenboden und zog das Turmendspiel durch.

Dadurch kamen wir auf 3,5 Punkte und spürten Erinnerung an die vorletzte Saison aufsteigen, in der diese Ausbeute fast zum Standard wurde. Aber natürlich sagt das gar nichts. Im Gegenteil: Der Wettkampf in Haar hat deutlich gezeigt, dass wir zurecht in der Regionalliga sind. In knapp zwei Wochen gegen München Schwabing können wir zeigen, dass wir auch in der Regionalliga zurechtkommen.

 

      DWZ ELO       DWZ ELO
Brett   SC Haar I 2078 2170 4,5 - 3,5   SK Krumbach II 2011 2089
1 1 Moufang Dr. Rainer 2293   1 - 0 1 wFM Jussupow Nadja 2084 2143
2 2 Waelzel Helmut 2214   ½ - ½ 2 Jussupow Alexander 2105 2112
3 3 Lichtenstern Elmar 2142   ½ - ½ 3 Lutz Albert 2089 2175
4 4 Heer Dr. Stephan 2096 2225 1 - 0 4 Link Dr. Ulrich 2086 2101
5 5 Kania Andreas 1977 2162 1 - 0 5 Riedel Lutz 1980 2126
6 6 Raßl Bernhard 1982 2124 0 - 1 6 Fuchs Christian 1980 2046
7 7 Rippler Andreas 1957   0 - 1 7 Maurer Rainer 1960 2044
8 8 Jachs Walter 1964   ½ - ½ 8 Wiendieck Jörg 1801 1961

 

Link zum Stand der Dinge in der Regionalliga Süd West

Und so beschreiben die Schachfreunde aus Haar das Geschehen