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In der 4. Runde der 2. Bundesliga waren unsere Erwartungen nicht allzu hoch, gegen Untergrombach etwas holen zu können. Bereits im Vorfeld wurde ja schon angekündigt, dass unsere Gäste mit ihrer bestmöglichen Aufstellung antreten würden und bei uns fehlten mit Thomas Egger und Michal Bartel zwei wichtige Stützen. Der obligatorische Vergleich der ELO-Zahlen bestätigte dann auch die Überlegenheit der Untergrombacher vor allem an den hinteren Brettern. Unser Vorteil war, dass unsere Aufstellung für die Gegner doch etwas unerwartet kam und diese daher unbedingt in den Einzelpartien gewinnen wollten - gerade wegen des großen ELO-Unterschiedes und der damit verbundenen Punktverluste bei Remisen.


Bei uns kam an Brett 8 Rainer zu seinem Zweitligadebüt, auf das er sichtlich hinfieberte und das er - um es vorwegzunehmen - auch glänzend bestand. Aus der Eröffnungsphase kamen wir zunächst einmal mit Rückstand heraus. Marek (Brett 1) erhielt unverschämt früh ein Remisangebot und nicht nur ich war der Meinung, dass das zu früh sei. Es hieß also weiterspielen und das wäre fast ein Fehler gewesen. Ronald (Brett 2) stellte früh einen Bauern ein und kämpfte anschlieißend nur noch um den Anschluss. Edwin (Brett 3) hatte seinen üblichen Grünfeldinder auf dem Brett, ich (Brett 4) konnte nach einer Ungenauigkeit die Stellung wieder einigermaßen ins Gleichgewicht bringen, Rudi, Franz und Katja standen einigermaßen ausgeglichen und Rainer nach eigenen Aussagen am Rande einer Niederlage.
Franz, nach zwei Schwarzniederlagen froh, endlich mal Weiss zu haben, trennte sich in  ausgeglichener Stellung nach etwa 3 Stunden Spielzeit Remis. Mittlerweile sahs jedoch bei Marek nicht allzu gut aus, denn er stand positionell unter Druck und hatte einen schwachen g7-Läufer. Ich dagegen hatte mit gehöriger Mithilfe meines Gegners Oberwasser bekommen und Rainer in einem taktischen Schlagabtausch mit Figurenopfer den Überblick bewahrt. Nachdem sein Gegner eine bessere Fortsetzung ausgelassen hatte, kamen wir hier zum zweiten Remis - für mich total überraschend angesichts der Ereignisse, die sich an den anderen Brettern abspielten. Denn die Untergrombacher riskierten in den Partien gegen Edwin und Katja unnötig viel; in beiden standen sie wohl etwas besser und hatten sichere Remisen. Doch dann opfert zunächst Katjas Gegner unüberlegt einen Turm auf h6 und hatte nicht ausreichend Kompensation dafür. Eine gute Verteidigungsleistung und eine souveräne Verwertung des Vorteils im Endspiel brachte uns den ersten vollen Punkt. Vollig unerwartet folgte daraufhin der zweite Sieg. Edwin opferte Bauern für aktives Spiel und konnte die 2. Reihe mit einem Turm besetzen. Dieser rückte dem gegnerischen König mit einem Einschlag auf g2 gefährlich nahe. Das normale Ergebnis wäre nun ein Dauerschach gewesen, doch irgend was muss Edwins IM-Gegner übersehen haben. Jedenfalls hieß es plötzlich Gewinn für Edwin und wir lagen mit 3:1 vorne und ein Erfolg damit in greifbarer Nähe, denn ich hatte meinen Gegner mittlerweile total im Griff. Marek und Ronald hielten trotz schlechterer Stellungen stand und Rudi? Diese Partie hatte ich kaum verfolgt, wesentliches tat sich lange Zeit nicht und dann wurde plötzlich Zeitüberschreitung reklamiert, womit die Untergrombacher wieder den Anschluss schafften.
Gute Nachrichten kamen von Brett 1, wo Marek ein ausgeglichenes Endspiel erreicht hatte - wie auch immer. Nach dem unausweichlichen Remis, das wir dort auch mit weniger Aufwand hätten haben können, lag die Sensation greifbar nahe. Ich stand - wie ich allerdings erst in der häuslichen Analyse feststellte - auf Sieg und Ron hatte ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern erreicht, allerdings mit Turm auf dem Brett und passiver Stellung. Leider sah ich dann zwei einfache Gewinnwege nicht und jagte stattdessen einem Phantom hinterher, Irgendwie verrechnete ich mich um einen Zug, musste plötzlich gegnerische Konterchancen abwehren und konnte am Ende sogar noch froh sein, dass es ein remis durch Zugwiederholung wurde. Damit war zumindest ein Teilerfolg gesichert, aber ärgerlich war die verpasste Chance allemal.
Ron stemmte sich lange Zeit in der 30-Sekunden-Zeitregelungsphase gegen die Niederlage. Ob bei der passiven Figurenstellung theoretisch irgendwo ein Remis drin gewesen wäre, ist fraglich. In einer praktischen Partie war der Minusbauer und die passive Figurenstellung trotz ungleichfarbiger Läufer nicht zu halten. Die zuvor als hoher Favorit gehandelten Untergrombacher konnten am Ende über das alles in allem gerechte 4:4 zufrieden sein.
Wir haben die erste Hälfte der Saison bei momentan 3:5 Punkten mit Bravour gemeistert, denn wer hätte überhaupt mit einem Mannschaftspunkt gerechnet. Jetzt warten jedoch mit Viernheim, Mainz und Heidelberg drei schwere Brocken auf uns - alles Exbundesligisten mit mehreren gemeldeten Großmeistern. Da können wir nur einigermaßen bestehen, wenn wir alle Kräfte bündeln und die bestmögliche Mannschaft aufbieten; mit der momentanen Ausgangslage jedenfalls ist ein möglicher Klassenerhalt wieder in Reichweite.