Was für uns sprach, war die Farbenverteilung und die Feststellung, dass es eigentlich gegenüber der 1. Runde nur besser laufen konnte. Bei mir selber sahs danach jedoch überhaupt nicht aus; eine sonderbare Eröffnung mit unkorrekten Zügen führte bereits nach kurzer Zeit zu einer positionellen Bruchstellung und das gegen einen 2400er Gegner. Gleiches passierte auch an Brett 4, wo Michal die skurrile Eröffnung seines Gegners schnell widerlegte und eine überlegene Position erreichte - somit war wieder alles im Lot.
Katja (Brett 8) legte ihre Partie diesmal sehr solide an und holte nach knapp 3 Stunden Spielzeit den ersten halben Punkt. Zu diesem Zeitpunkt sah es schon gar nicht so schlecht für uns aus, denn Marek (Brett 1) und Rudi (Brett 6) hatten "ihre" Stellungen erreicht, Ron (Brett 2) und Franz (Brett 7) standen solide und Edwin (Grett 3) kam zwar mit einem Minusbauern aus der Eröffnung heraus, dieser war jedoch für den Gegner nicht so leicht zu verwerten.

Letztendlich entscheidend für den Ausgang des Wettkampfes war das Geschehen an Brett 4. Michal hatte wie bereits erwähnt nach der Eröffnung großen Vorteil, vergab diesen jedoch durch einige ungenaue Züge und stand nach einem starken Qualitätsopfer seines Gegners sogar am Rande einer Niederlage. In Zeitnot griff er jedoch zu einem letzen Trick; vermutlich bereits schon in Verluststellung provozierte er seinen Gegner zu einem scheinbar leichten Gewinnzug. Mit einem überraschenden Damenopfer erwies sich dieser jedoch als Bumerang und Michal hatte plötzlich einen ganzen Turm mehr. Das reichte trotz offener Königsstellung zum Gewinn und wir lagen vorne. Marek baute die Führung zum 2,5 - 0,5 in typischer Manier aus; sein annähernd gleichrangiger Gegner hatte schlicht und einfach die falsche Eröffnungsstrategie gewählt und das wusste Marek zu nutzen.

Diese klare Führung hielt jedoch nicht lange. Mir gelang es zwar, die Bruchstellung noch über die erste Zeitkontrolle zu retten, doch kurze Zeit später wars endgültig aus und bei Franz (Sirch) gings in Zeitnot irgendwie den Bach runter - also alles wieder offen. Ron hatte in einem Endspiel ein Remisangebot zunächst abgelehnt, nachdem sein IM-Gegner durch einen fehlerhaften Läuferzug fast einen Bauern eingestellt hatte. Leider war die Sache dann doch nicht so zu verwerten wie erhofft, aber das Remis war gesichert - allerdings zu einem Zeitpunkt, zu dem es soviel wert war wie ein Sieg.
Grund war die Partie an Brett 6, wo Rudi einen starken Angriff am Königsflügel inszenierte und diesen in ein gewonnenes Turmendspiel überführen konnte. Wahrscheinlich wäre der Angriff bei konsequentem Spiel gewinnbringend durchgeschlagen, doch auch mit einer gehörigen Portion Risiko behaftet und so war es mannschaftstaktisch gesehen die richtige Entscheidung, das Endspiel anzustreben. Nachdem auch Edwin mittlerweile die Gewinnbemühungen seines Gegners mit dem Rückgewinn des Minusbauern beantwortet hatte und das Remis unausweichlich war, setzte Rudi den vielumjubelten Schlusspunkt.

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Wenn man den Gesamtverlauf des Wettkampfes betrachtet, war der Sieg nicht unverdient, auch wenn wir in einer Partie das Glück auf unserer Seite hatten. Aber eben nur in dieser einen Partie - der Rest verlief korrekt ab und so können wir bereits jetzt schon zwei Punkte auf unserer Habenseite verbuchen, mit denen vor der Saison nie und nimmer einer rechnen konnte.