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Es gibt Wettkämpfe, bei denen man trotz einer Niederlage mehr als zufrieden sein kann. Nach der 7. Runde der 2. Bundesliga Gruppe Süd fühlte ich mich genau so, denn wir hatten gegen ein Team verloren, das während der ganzen Saison noch nie so stark aufgestellt war wie gegen uns. Mit einer durchschnittlichen ELO-Zahl von um die 2430 und bis zum 7. Brett mit GM und IM besetzt, wollte Schwegenheim gegen uns in Sachen Klassenerhalt (!) alles klar machen. So jedenfalls die Begründung des Schwegenheimer Mannschaftsführers, als ich ihn gefragt hatte, warum sie ausgerechnet gegen uns so stark angetreten sind.

Schon als wir von der starken Aufstellung der Gäste erfuhren, gingen wir voll motiviert an die Bretter. Von vornherein war klar, dass wir unsere besten Chancen an den beiden Spitzenbretter und an Brett 8 hatten, denn hier waren wir etwa gleich stark aufgestellt. Dazwischen musste versucht werden, so gut wie möglich dagegen zu halten.

Die Eröffnungsphase verlief nicht besonders verheißungsvoll; Uli (Brett 7) stellte schon nach 6 Zügen einen Zentralbauern ein; der kleine Entwicklungsvorsprung konnte das nicht kompensieren. Und bei Marek (Brett 2) und Thomas (Brett 5) hatte ich irgendwie das Gefühl, dass sie in irgend etwas Vorbereitetes hineingeraten sind; jedenfalls habe ich diese Eröffnungsvarianten zuvor noch nicht gesehen. Ich fühlte mich in meiner Stellung dagegen sehr wohl, da ich mit geringem, aber dauerhaften Vorteil aus der Eröffnung herauskam. Nach dem ersten Abtasten auf beiden Seiten verlief der Wettkampf zunächst einmal ausgeglichen. Die härteste Nuss hatte wohl Ronald (Brett 3) zu knacken. Erst zum zweiten Mal setzten die Schwegenheimer ihren Großmeister am 3. Brett ein und der durfte auch noch mit den weißen Steinen ran. Doch aus der Eröffnung heraus spielte Ronald sehr umsichtig und es war zumindest in meinen Augen kein Vorteil für den Titelträger zu erkennen. Edwin (Brett 4) hatte seinem Kontrahenten einen zentralen Doppelbauern verpasst und es gelang ihm auch im weiteren Verlauf, in ein zumindest nicht schlechter stehendes Endspiel abzuwickeln. Katja (Brett 6) spielte mal wieder eine sehr riskante Eröffnung; vielleicht eine Spur zu riskant und im Großmeisterduell an Brett 1 waren die Weichen schon früh auf Kampf gestellt; zum Glück hatte Alexei endlich mal einen Gegner, der seine Partie mit Weiß nicht vorzeitig auf Remis anlegte.

Nach etwa 3 Stunden Spielzeit fielen die ersten Entscheidungen. Katja zögerte einen Zug zu lang mit der Rochade und konnte den anschließenden Figurenverlust nicht mehr abwenden. Praktisch gleichzeitig übersah mein Gegner einen taktischen Einschlag, die Stellung war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits sehr vorteilhaft für mich. Fast gleichzeitig mit mir konnte Marek seine erneut sehr aggressiv angelegte Partie für sich entscheiden. So ganz schlau wurde ich nicht aus dem Geschehen an Brett 2; ob das Alles korrekt war, was Marek gespielt hat? Egal, erfolgreich und toll anzuschauen wars jedenfalls und Marek schraubte damit sein persönliches Ergebnis auf fantastische 5,5 Punkte aus 7 Partien. Wir lagen mit 2-1 in Front und hatten gute Chancen auf zumindest einen Teilerfolg. Thomas verteidigte sich nach einem positionellen Bauernopfer seines Gegners umsichtig und geschickt und es gelang ihm sogar, in ein leicht besseres Endspiel abzuwickeln. Das resultierende Remis war hochverdient. Uli kam zwar nach kleinen Ungenauigkeiten seines Gegners noch einmal zu etwas Gegenspiel und konnte nach einem Bauernopfer eine Qualität gewinnen, doch am Ende hatte er "zuviel Bauern zuwenig" (Originalzitat aus der Analyse) und musste den Ausgleich für Schwegenheim zulassen. An Brett 1 kam GM Rausis zu einem gefährlich aussehenden Angriff, den Alexei jedoch parieren konnte und letztendlich erreichte er ein Remisendspiel.

Beim Stand von 3-3 lag nun alles in den Händen von Edwin und Ronald und beide hielten gegen ihre starken Kontrahenten lange Zeit das Gleichgewicht. Irgendwann im Endspiel unterliefen Edwin wohl ein paar Ungenauigkeiten; mein Eindruck jedenfalls war der, dass er zunächst nicht schlechter stand und dann eine Gelegenheit ausließ, Zentralbauern abzutauschen. Statt dessen verlor er seinen wichtigen e-Bauern ersatzlos und der gegnerische Doppelbauer wurde plötzlich stark. Leider zu stark, so dass das Endspiel nicht mehr zu halten war. Ronald spielte bis zum Schluss auf höchstem Niveau, kam eigentlich nie in Nachteil geschweige denn in Verlustgefahr und die Schwegenheimer waren am Ende sogar froh, dass es zu einer Zugwiederholung mit Remisschluss kam.

Es war fast schade, dass wir nach dieser wohl besten Saisonleistung letztendlich nicht belohnt wurden. Trotzdem hat sich unsere Ausgangslage im Rennen um den Klassenerhalt deutlich verbessert, denn die unmittelbaren Kontrahenten Neuhausen, Baden-Baden II und Saarbrücken verloren zum Teil deutlicher und auch gegen schwächere Gegner und die Brettpunktausbeute kann am Schluss eventuell auch noch mal was wert sein.

Dieser Wettkampf war zweifellos der hochkarätigste der bislang an schwäbischen Brettern ausgefochten wurde und wie eingangs gesagt, nach einem derartigen Fight gegen einen derart überlegen Gegner tut selbst die knappe Niederlage nicht wirklich weh.

 

      DWZ ELO       DWZ ELO
Brett   SK Krumbach I
 2244 2277 3,5 - 4,5
  SC Schwegenheim I
2391 2427
1 1 GM Barsov Alexei  2457 2511 ½ - ½ 2 GM Rauis Dr. Igors 2458 2525
2 2 GM Vokac Marek  2447 2466 1 - 0 3 IM Starostits Ilmar 2460 2467
3 3 Kempter Ronald  2233 2287 ½ - ½ 4 GM Todorov Todor 2449 2496
4 4 Riefner Edwin  2216 2248 0 - 1 5 IM Labeckas Kestutis 2361 2403
5 5 FM Egger Thomas  2156 2216 ½ - ½ 6 IM Bratnov Zsivko 2452 2457
6 6 Jussupow Ekatarina  2191 2179 0 - 1 8 IM Meinhard Max. 2351 2406
7 7 Link Dr. Ulrich  2134 2128 0 - 1 11 IM Züger Beat 2402 2436
8 8 Traßl Franz  2115 2182 1 - 0 14 Flierl Pascal 2191 2227


 

2009/2010: Tabelle 2. Bundesliga II Süd nach 7 von 9 Runden

1. SV Griesheim I 13 - 1 37,0
2. SC Schwegenheim I 10 - 4
33,5
3. SC HP Böblingen I 10 - 4
31,5
4. SV Viernheim I 8 - 6
30,5
5. SC Untergrombach I 6 - 8
27,5
6. OSG Baden Baden II 6 - 8
26,5
7. SK Neuhausen I 6 - 8 23,5
8. SK Krumbach I 5 - 9
25,5
9. SvG Saarbrücken I 4 - 10
24,0
10. SF Stuttgart I 2 - 12
20,5

 

Link zum Stand in der 2. Bundesliga Süd