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Sie glauben, dass es keine brisanteren Krankheiten als Schweinegrippe gibt? Weit gefehlt! Das Reise-, in Kombination mit Schachfieber führte heuer wieder ca. 450 Schachspieler an den Tegernsee. Mit 7 Aktiven, mir als „Trainer“ und Artur Jussupow in der Hinterhand stellte Krumbach zudem die stärkste Fraktion im Wandelhallenparlament. Das Turnier ist immer eine Reise wert, da auch das Umfeld beste Urlaubsbedingungen bietet. Schwimmen, Sauna, Wellness, Radfahren, Wandern, Nordic walking, boarisch talking, von allem ist etwas dabei. Mit GM Rozentalis und GM Parligras hatte ich zudem noch zuvor 2 versierte Trainer ins Concordia einbestellt, die mir ein wenig zur Hand gehen könnten… Dazu kam dann später noch der Himbeer Toni; doch konzentrieren wir uns auf den Turnierverlauf: 

Runde 1:

Ron tut sich sehr schwer, aber schliesslich fieselt er seinen deutlich schwächeren Gegner doch ab. Thomas fackelt nicht lange und legt damit die Grundlage, vielleicht ein besseres Ergebnis, als im Vorjahr zu erzielen ( +1, = 8 … ). Nadja beschwert sich beim Trainer (mir…), dass ihr Gegner sich weigert zu ziehen. Was soll er auch machen; bei der Stellung würde mir auch nichts mehr einfallen!

Albert erobert im Mittelspiel 2 Bauern und quält seinen Gegner danach bis zum bitteren Ende. Auch Rainer setzt sich souverän durch während Jörg, „sou leid es ihm tut“ die Überlegenheit von IM Souleidis anerkennen muss. Eugen knöpft einem deutlich stärkeren Spieler ein Remis ab und so bringt diese Runde sehr gute 5,5 Punkte für unser Team.

 

Runde 2:

Ron ist bereits nach 8 Zügen out of book und muß sehr genau spielen, um das Unentschieden sicherzustellen. Thomas ist hochmotiviert und will den 2. Sieg hinlegen. Leider überzieht er das gleichstehende Endspiel, weil er es unbedingt gewinnen wollte. Nadja kämpft bis zur letzten Patrone und erreicht Remis. Albert erhält mit GM Gupta einen der Favoriten des Turniers. Egal ob Grünfeld- König oder Dame: Inder sind immer gefährlich und „Tiger Albert“ muss sich in den Dschungel zurückziehen, um seine Wunden zu lecken.

Rainer und die Frauen … ein immerwährendes Schachdrama. Wieder bekommt er mit der Französin Raphaelle Delahaye den Blickfang des Turniers und nimmt ihr per remis auch noch ein paar ELO-Punkte ab. Er ist einfach unwiderstehlich! Jörg zieht es vor, eine Figur einzustellen, statt eine zu gewinnen und Eugen muss einfach neidlos die Stärke seines heutigen Gegners anerkennen. Nur 1,5 Punkte und Trainer „Quälix Fuchs“ sieht sich massivem Druck ausgesetzt. Erst als ich Aufstehen um 3 Uhr morgens mit gemeinsamem „Rundumdenseerobben“ androhe, kühlen sich die Gemüter ab.

 

Runde 3:

Nach dem gestrigen Desaster wurden meine Qualitäten als Trainer ja bereits ernsthaft in Frage gestellt. Dabei habe ich die letzten 1,5 Jahre sehr erfolgreich an einem DWZ- Komprimierungsprogramm gearbeitet! Was die bloß wollen?

Ron spielt gegen FM Zschäbitz, der früher auch schon für Kreuzberg Buli gespielt hat, aber er kann sein ELO-Plus nicht zur Geltung bringen: remis. Thomas macht die Schmach von gestern vergessen. Mit einem mutigen, spekulativen Opfer trägt er den Sieg davon. Nadja bekommt komischerweise einen DWZ-Zwerg zugelost und streicht bald den Punkt ein. Albert verharrt 3 Stunden lang mit dem Rücken zur Wand in einer passiven Position, um dann den Übermut seines Gegners zu bestrafen. Toll!

Rainer veropfert sich gegen einen vietnamesischen Dänen (oder umgekehrt?) und seine Stellung fliegt auseinander wie Parboiled-Reis bzw. Smörebröd. Eugen nimmt einem Münchener Busfahrer einen Bauern und im entstehenden Turmendspiel auch den Punkt ab. Wahrscheinlich wird ihn der MVV nun häufiger kontrollieren. Jörg ist völlig von der Rolle, übersieht ein Opfer und so bleiben wir bei 4,5 Punkten.

Erster Favoritensturz: GM Sokolov verliert als Anziehender gegen den Schotten Grant.

 

Runde 4:

Ron spielt gegen Graf aus Pang, aber auch dieses Mal kann er aus der Eröffnung nichts herausholen. Als Trainer rate ich ihm, die nächtliche Vorbereitung von einem auf zwei Tegernseer Spezial Hell umzustellen oder mit Himbeer Toni noch etwas trinken zu gehen! Thomas rettet eine mehr als anrüchige Stellung und Nadja trotz dem Chemnitzer Spitzenbrett Manuel Feige (ELO > 2400) souverän ein Remis ab. Jungs, nehmt Euch ein Beispiel!

Albert schlägt den bodybuildenden aber haarlosen Guido Guggenberger und zeigt wieder tolles Schach. Rainer grattelt sich zum Sieg und bei Jörg platzt endlich der Knoten. Eugen spielt zunächst gegen Deues stark auf, aber seine mangelnde Routine führt dann doch zum Partieverlust. 4,5 Punkte halten wenigstens meine Kritiker stumm …

 

Runde 5:

Die Änderung der Vorbereitung zeitigt keinen Erfolg; im Gegenteil: Ron verliert gegen den pferdeschwänzigen Italiener Astengo eine grausame Partie. Ich hätte ihm wohl besser das Update von meinem Komprimierungsprogramm nicht gegeben! Thomas hingegen sichert sich mit dem vorletzten Trick den ganzen Punkt und hat nun gute Möglichkeiten, ein für ihn akzeptables Turnierergebnis zu erzielen. Nadja muss ihre 1. Niederlage quittieren, aber gegen IM Telljohann ist dies wahrlich keine Schande.

Albert ist der Herr der Schlinge; mit seinem 20-Züge Schwarzsieg gegen FM Salvermoser (mei, der arme Bua…) schafft er’s tags darauf sogar bis ins Bulletin. Chapeau, Albert! Rainer knöpft wiederum einem vor ihm gesetzten einen halben Punkt ab und ist damit ebenso zufrieden, wie Eugen mit seinem halben nach toller Eröffnung und Jörg mit seinem 2. Sieg en suite.

4 Punkte für uns. Mit dem Punktemaximum führt nach dieser Runde der erste der Setzliste, GM Viorel Iordachescu aus Moldawien. Artur spielt heute Remis gegen GM Siebrecht, den Lebensgefährten von Rainer’s „Herzdame“ Raphaelle. Bromberger spielt schon wieder nur Remis und wird auch im 212. Anlauf seine letzte noch ausstehende GM-Norm verfehlen. Hoffentlich droht ihm kein Podzielny-Schicksal.

 

Runde 6:

Es ist definitiv nicht Ron’s Turnier. Gegen den nichtssagenden und wenig sehenden Holländer Hovens gelingt ihm nur mit Mühe ein Unentschieden. Schade und die Hoffnung auf den FM mit ELO > 2300 ist nun endgültig dahin. Nadja verliert glatt gegen FM Hedke, während Thomas als Nachziehender einen starken Franzosen zelebriert.

Albert sammelt gegen IM Smirnov (des Wodkas wahre Seele) Erfahrung. Rainer zeigt einen starken Vortrag gegen Dr. Holger Riedel und bucht 0,5 Punkte auf sein Konto. Ihm nach tun es Jörg und Eugen, die allerdings unter Zuschaltung des Vorteilsverwerters noch zu mehr in der Lage gewesen wären.

3,5 Punkte und wieder die abendliche Diskussion über die Trainerfrage. Ich bin froh, dass morgen endlich meine Assistentin Sandra den Trainerstab verstärkt und ich derart noch mehr psychologische Varianten ein- und verschärfte Sondertrainings ansetzen kann …

Artur remisiert in einer tollen Partie gegen Iordachescu und so ist vorn wieder alles dicht an dicht.

 

Runde 7:

Die morgendliche Analyse, bei der auch unser geschätzter Freund Hans Brugger mit zugegen war, brachte nachhaltig das Defizit in der Chancenverwertung ans Licht. Sandra kam und übernahm sofort das Einzeltraining mit Jörg, nachdem Rozentalis bei ihm bislang wenig ausrichten konnte!

Ron’s Seuche hält an – wieder Remis gegen einen Schwächeren. Nadja nimmt in besserer Stellung das Remisangebot von IM Reefschläger (O-Ton in der Analyse: „ich wusste, dass sie einem alten Mann wie mir nicht wehtun wollte“) an und zeigt erneut ihre Klasse!

Albert hält gegen FM Rother aus Regensburg gut mit, wählt dann jedoch den falschen Plan und geht ebenso unter wie Thomas, der gegen den holländischen IM Welling ein gleichstehendes Endspiel wegwirft.

Rainer mit einem schnellen Unentschieden gegen Lodes setzt ebenso ein Zeichen wie Eugen mit seinem Sieg. Das verschärfte Einzeltraining bringt Jörg ein Remis aus besserer Stellung. Meine Assistentin wird kurzerhand auch von Hans noch zur Schiri-Assistentin gemacht. Mal sehen, wie sie mit der Doppelbelastung zurechtkommt .

Vorn beginnt das „window-dressing“. Die besten Ausgangspositionen für die letzten beiden Runden werden gesucht. GM Iordachescu führt mit 6,5 Punkten vor einer Meute 6-Punkter.

 

Runde 8:

Wow! Nadja knockt den Garchinger FM Schmitz aus. Sie will es wohl Katja gleich tun, die letztes Jahr an selber Stelle eine IM-Norm gemacht hat! Thomas hingegen kommt über ein Remis nicht hinaus dessen Blutleere ernsthaft der Überlegung Nahrung gibt, dass ihn da unser rumänischer GM Parligras nachts im Hotel besucht hat … Ron? Synapsenbrand mir Remis. Es tut einem schon in der Seele weh, mit ansehen zu müssen, wie er leidet. Selbst Sandra weiss keinen Rat.

Albert schlägt einen FCB-ler: Gut so! Van Gaal ist eh noch schlechter als ich. Rainer hingegen erlebt sein persönliches Desaster gegen den Zugzwängler Brychy und ist danach mental völlig leer. Jörg verliert kraftlos, da krank und Eugen lässt einfach einen Bauern und damit die Partie stehen.  

3 Punkte. Unser Ziel ist noch erreichbar. An der Spitze schlägt Gupta sehenswert Iordachescu. Vor der letzten Runde gibt es somit 3 mit 7 Punkten. Der Moldawier folgt auf Platz 4 mit bester Wertung bei den 6,5-ern.

Völliges Fiasko auch für Artur, der zum ersten Mal bei dem einst von ihm mitbegründeten Turnier mitspielt und heute als Anziehender dem Kölner IM Morawietz unterliegt. Das Turnier wird auch ihn elomässig ziemlich erleichtern. Auf die Liste der Abonnenten eines Updates von meinem Programm „Dwz-Fuzip 1800° habe ich ihn jedenfalls aufgenommen!

 

Runde 9:

Brett 1: GM Gupta gegen GM Kunin ergibt ein schnelles Unentschieden. IM Krivoborodov verliert, sodass GM Iordachescu mit Sieg zu den 7,5 Punktern aufschliesst und sich mit bester Wertung doch noch den Sieg holt.

Ron hat Synapsenbrand Teil 2 und überschreitet bei der Überlegung, wie das Gewinnen wohl am besten geht die Zeit! Nadja verliert leider auch und Thomas remisiert schnell. Rainer legt einen herzerfrischen Blitzsieg hin und ist mit sich und der Welt wieder versöhnt. Albert, Jörg und zuletzt auch Eugen verlieren. Desaströse 1,5 Punkte in der Schlußrunde. In Anlehnung an Lutz Riedel sage ich: Gloire, Victoire, Pissoir!

Auch wenn der sportliche Erfolg durchwachsen war, so war der Urlaubswert wie immer groß. Getreu dem FIDE-Leitspruch „Gens una sumus“ trifft man Leute aus aller Herren Länder, knüpft und pflegt Beziehungen. Nicht zuletzt das Zusammensein „entre nous“ mit guten Freunden wie den Dillingern und Hans sowie die Unterbringung im Concordia sorgen dafür, dass aus Schach mehr wird als ein reines Spiel.

Nächstes Jahr werde ich mich aber trotzdem am Brett wieder einmischen. Sucht Euch schon mal nen neuen Trainer (ich glaub, Loddddar wär grad frei …) denn ich muß sehen (und fühlen?), wie stark sich mein Programm bei mir selbst auswirkt!

 

Resümee:     Das Schwarz, das Weiss; das Matt, das Patt; die Linie, die Diagonale;
                        der Einstelller, das Opfer; die Rochade, der Synapsenbrand das
                        Schach, die Zeitnot; der Himbeergeist, der Ouzo – mach’ es zu Deinem
                        Projekt!

 

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